Zur Namensgeberin der HWS:

Helene Weber

Helene Weber (1919)

Ein Hinweis noch in eigener Sache: Dieser Artikel versucht keine Vollständigkeit bei der Darstellung von Helene Webers Leben zu erreichen. Wer sich genauer über unsere Namensgeberin informieren möchte, der sollte die im Internet einschlägig bekannten Nachschlageseiten aufsuchen…

Namensgeberinnen und Namensgeber sind an deutschen Schulen gang und gäbe. Ob „Goethe-Gymnasium“ oder „Einstein-Realschule“: Berühmtheiten aus allen Zeiten der deutschen Geschichte geben Schulen im ganzen Land einen wohlklingenden Namen – mal mit Lokalkolorit (BGB, Burghard-Gymnasium-Buchen), mal passend zur fachlichen Ausrichtung (LES, Ludwig-Erhard-Schule Mosbach). Hauptsache, das große Vorbild ist bekannt.

In diesem Sinne wird der ein oder andere Besucher (oder Schüler) unserer Schule sich sicher fragen, wer denn nun Helene Weber sei. Kennt man die Dame irgendwoher?

Die Antwort lautet selbstverständlich: Ja. Der Bekanntheitsgrad mag nicht dem eines Goethes entsprechen, aber das muss ja auch kein Anspruch für eine solche Namensgebung sein. Wir, die Schulgemeinschaft der HWS Buchen, wollten mit Helene Weber eine Frau mit Vorbildcharakter als Namensgeberin haben, die auch zu unserem Schulprofil passt.

Die HWS Buchen ist heute eine berufliche Schule für Ernährung, Erziehung, Gesundheit und Soziales. Ihr Ursprung entstammt der Zusammenführung mehrerer hauswirtschaftlicher und landwirtschaftlicher Schulen des ehemaligen Landkreises Buchen. Im Schuljahr 2017/18 feierten wir 150-jähriges Jubiläum.

Damals wie heute ist ein Großteil unserer Schülerschaft weiblich. Als moderne Bildungseinrichtung haben wir das Bedürfnis und auch den Auftrag, Mädchen und Frauen zu fördern und zu kritischen Menschen zu erziehen, die gesellschaftliche Werte hinterfragen und damit den Wandel der Gesellschaft selbst begleiten.

Insofern ist Helene Weber eine absolut passende Namensgeberin. 1881 bei Wuppertal geboren, schloss sie zur Jahrhundertwende das Lehrerinnenseminar ab und lehrte fortan im Schuldienst – keine Selbstverständlichkeit, denn in den Augen der Zeitgenossen gehörten Frauen vorzugsweise vor oder „hinter“ den Herd. Noch gab es auf deutschem Boden kein Wahlrecht für Frauen und berufstätige Damen der höheren Schichten wurden kritisch und abfällig betrachtet. Helene Weber widersetzte sich diesem Frauenbild: Sie blieb nicht einfach nur Lehrerin, sondern studierte Geschichte, Romanistik und Philosophie, womit sie zur ersten Generation deutscher Studentinnen gezählt werden kann. Für die Einführung des Frauenwahlrechts (ab 1919) kämpfte sie ebenso entschlossen wie für die Weitergabe des erworbenen Wissens an andere, auch und vor allem, an Frauen. Als erste weibliche Ministerialrätin in Preußen (ab 1920) etablierte sie die soziale Berufsausbildung für Frauen. Darüber hinaus war sie Mitglied im Zentralvorstand des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Der christliche Glaube war dabei ein entscheidender Kompass für ihre (Bildungs-)Politik und spiegelte sich auch in ihrer Parteizugehörigkeiten wider (während der Phase der Weimarer Republik war sie in der Zentrumspartei aktiv, zur Gründung der BRD in der CDU).

Helene Weber hat diese beiden deutschen Demokratien des 20. Jahrhunderts sowohl bei der Entstehung, wie auch als Abgeordnete begleitet. Sowohl an der Beratung und Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung, wie auch des Grundgesetzes war sie beteiligt. Als eine von nur vier Frauen im Parlamentarischen Rat gilt sie als eine der „Mütter“ des Grundgesetzes. Schwerpunktartig setzte sie sich dabei für die Verankerung des Elternrechts und dem Schutz der Familie (Artikel 6 GG) sowie – nach anfänglichem Zögern – für die formale Gleichstellung von Mann und Frau (Artikel 3 GG) ein.

Damit ist Helene Weber eine zutiefst politische Person, die sich, angeleitet von ihrem christlichen Glauben, für die damals (wie heute?) benachteiligten Frauen stark machte, Ehe und Familie zu schützen suchte und als Lehrende Wissen an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben suchte.

Sie mag nicht so bekannt wie Goethe sein, aber wir finden: Sie ist eine passende Namensgeberin unserer Schule, die auch unsere Werte widerspiegelt!

 

Ein solcher Text kommt natürlich nicht ohne Quellen aus. Mit Material von folgenden Websiten: