Alle zwölf Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Alle zwölf Minuten verändert sich durch diese Nachricht für einen Menschen das ganze Leben. Es beginnt der Kampf ums Überleben. Viele Blutkrebspatienten schaffen diesen Kampf nur dank einer Stammzellenspende. Umso wichtiger ist es deshalb, dass möglichst viele Menschen bereit sind, Stammzellen zu spenden, wenn sie infrage kommen. Dafür muss man sich bei der DKMS typisieren lassen. 


Gemeinsam wollen das Burghardt-Gymnasium (BGB) und die Helene-Weber-Schule (HWS) Blutkrebs den Kampf ansagen. Die beiden Lehrerinnen Franziska Stocker (BGB) und Dr. Julia Bödigheimer (HWS) haben deshalb einen DKMS-Aktionstag initiiert, welcher am Mittwoch im Joseph-Martin-Kraus-Saal stattfand. „Die DKMS kam im vergangenen Jahr auf das BGB mit der Anfrage zu, ein Schulprojekt zu starten“, erklärte Dr. Julia Bödigheimer. Man habe sich dann entschieden, einen gemeinsamen Aktionstag mit der HWS durchzuführen. Das Interesse bei den Schülern zu diesem Thema ist groß, doch die Hürde für die Registrierung im Alltag sei für viele zu hoch, erläuterte Franziska Stocker. 
In drei Gruppen lauschten die Schülerinnen und Schüler aus den Kursstufen des BGB und den Jahrgangsstufen des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums und dem Berufskolleg Gesundheit und Pflege II der HWS dem Vortrag von Annika Bernhardt. Die gelernte Hebamme aus Würzburg ist Freiwillige bei der DKMS und begleitet Typisierungsaktionen. Nachdem sie kurz erklärte, was Blutkrebs ist und wie eine Stammzellentransplantation abläuft, erzählte Alexander Kull von seinen Erlebnissen. 
„Chance schien mir gleich null“ 

Auch mehr als zehn Jahre später berührt es ihn immer noch, wenn er vom Ablauf seiner Spende erzählt. Mehrmals kämpfte er bei seinem Vortrag mit den Tränen. „Der bewegendste Moment war, als der Kurier mit dem Köfferchen mit meinen Stammzellen an mir vorbei lief. Da wusste ich: Alles ist auf seinem Weg“, sagte der Lehrer. 

Der BGB-Lehrer hat sich vor fast 20 Jahren bei der DKMS registrieren lassen. „Die Chance, einmal als Spender in Frage zu kommen, schien mir gleich null“, schilderte er. Doch 2008 kam die Nachricht: Er komme in die engere Auswahl, es folgten mehrere Untersuchungen und die sogenannte Feintypisierung.



Am Ende stimmten seine Gewebemerkmale aber nicht zu 100 Prozent mit denen des Patienten überein. Doch vier Jahre später, Anfang 2012 kam erneut der Anruf von der DKMS. Dieses Mal stimmten alle der zwölf Gewebemerkmale überein. Zu seinem Empfänger, einem Mann um die 60 aus Frankreich, hatte er nur anonymen Kontakt per Brief. In Frankreich ist es nämlich verboten, dass Spender und Empfänger Kontakt zueinander aufnehmen. In Deutschland ist das hingegen erlaubt. Nach zwei Jahren kann man seinen genetischen Zwilling kennenlernen, wie Annika Bernhardt erklärte, sofern beide Seiten damit einverstanden sind. 

Nach dem Vortrag konnten es die Schüler gar nicht abwarten, sich typisieren zu lassen. Sie mussten eine Einverständniserklärung ausfüllen und mit drei Wattestäbchen Abstriche in der Wange machen. Wie Franziska Stocker mitteilte, haben sich insgesamt 157 Schüler registrieren lassen. „Es kann sein, dass wir durch diese Aktion, jemand Fremden das Leben retten“, sagte BGB-Schulleiter Jochen Schwab.