Katrin Himmler referierte an der HWS über „Ethnopluralismus“ 

Geschichte darf sich nicht wiederholen. Rassenlehre und Verdrängung Andersdenkender wie zu Zeiten des NS-Regimes gilt es in der Bundesrepublik zu verhindern. Doch ein Blick auf Pegida- oder Querdenker-Demos zeigt, dass selbst abwegige NS-Vergleiche zunehmend salonfähig werden. Dabei erscheint es uns Betrachtern so als ob hier eine zahlenmäßige Überlegenheit radikal einen Paradigmenwechsel einfordert. Dass dem nicht so ist, zeigte Katrin Himmler den Klassen des Berufskollegs 1 der Helene-Weber-Schule auf. Sie referierte dabei über das Vorgehen der sogenannten „Neuen Rechten“ und verglich diese Entwicklung auch mit der Vergangenheit der NS-Zeit. 

Katrin Himmler ist die Großnichte des SS-Reichsführers Heinrich Himmler. Seit der Herausgabe ihres Buches „Die Brüder Himmler“ im Jahr 2005 beschäftigt sie sich mit Rassismus und hält Vorträge an Schulen zu ihrer Familiengeschichte. Dem Thema Ethnopluralismus wendete sie sich in den letzten Jahren verstärkt zu. Himmler sprach auf Einladung der Buchener Initiative „Herz statt Hetze“ an der HWS. Die Gefährlichkeit der neuen Rechten verdeutlichte die Referentin in ihrem Vortrag mit einem Schaubild, welches den Anstieg der Hasskriminalität bei Rechten hervorhob. Umsturz sei das Ziel der Rechten, so Himmler, ein vielgenutztes Mittel dazu fake-news. Jugendlichen sind dabei besonders als Zielgruppe im Blick. So böten viele rechte Gruppierungen „unverfängliche“ Aktivitäten wie Zeltlager oder Nachhilfekurse an, um ihre Ideologie zu verbreiten. 

Überhaupt sei eine Methode, die eigenen Absichten zu verschleiern. Die Verwendung des Wortes Ethnopluralismus sei das beste Beispiel: Alle Völker seien einzigartig, weswegen eine Vermischung unerwünscht sei. Das aber erinnert an die Rassenideologie des Dritten Reiches, nur mit anderen Worten. Daneben bedienen sich Rechte einer Doppelstrategie: Einerseits wollen sie mit Begriffen wie dem Ethnopluralismus Akzeptanz schaffen, andererseits rufen sie indirekt zu Gewalttaten auf, wofür wiederum spezielle Schlägertrupps geschaffen werden. Gewalt und Einschüchterung gegenüber Andersdenkenden sollen dann die Erfolge bringen. 

Ob die Gesellschaft wehrhaft genug sei, wurde Himmler in der anschließenden Fragerunde gefragt. In ihren Augen sei sie das schon, aber die Gesellschaft sei noch zu zaghaft und würde die Entgleisungen der lautstarken Minderheit zu sehr tolerieren. Eine Schülerin fragte sich, warum die AfD, die doch inzwischen auch vom Verfassungsschutz als rechter Verdachtsfall geführt sei, noch nicht verboten wäre. Hier entgegnete Himmler, dass dieser rechtliche Zustand erst seit Kurzem vorläge und die AfD dagegen klage. Bis zu einer endgültigen Entscheidung dauere es in einer Demokratie länger. 

Auch zur Familiengeschichte wollten die Schüler von der Referentin erfahren und warum sie sich so ausgiebig mit diesem Thema beschäftige. „Mir war es immer schon wichtig gewesen, über die Stärken der Rechten zu sprechen und aufzuzeigen, wie man sie bekämpfen kann“, meinte die Autorin dazu.

  

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